Hörspiel und Raumkünste
Freitag, 22. April / ab 11.00 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg / Studiofoyer
Zum Abschluss der Ausstellung "Raum. Orte der Kunst" eröffnet die "Woche des Hörspiels" und lädt so zum gleitenden Übergang vom konkret erfahrbaren zum immateriellen Raum ein. Wie man hautnah und unmittelbar durch den Klang an einen Ort entführt wird, der mehrere Zeitzonen und tausende Meilen entfernt liegt, zeigen drei Klanginstallationen des britischen Wildlife Recordist und Soundkünstlers Chris Watson. Im Haus am Hanseatenweg entspannt sich der satte Gepard laut schnurrend bei 40°im Schatten, Nilpferde erfrischen sich abends beim Flussbaden. Eine ganze Elefantenherde grast derweil im Foyer der Akademie der Künste, Pariser Platz.
11.00 bis 12.30 Uhr
Beyond Radio – A Swedish View on the Fluxus Movement and the Experimental Music Scene
Vortrag (in englischer Sprache) von Mats Lindström
Schweden war in den 50er- und 60er-Jahren ein hot spot für radikale Kunst am Schnittpunkt von Neuer Musik und Intermedia-Art. Zusammen mit der von Künstlern getragenen Fylkingen-Gesellschaft spielte der Schwedische Rundfunk eine Schlüsselrolle als Produzent von experimenteller Musik und Radiokunst. Mats Lindström, künstlerischer Direktor des aus dieser Allianz hervorgegangenen EMS-Institutsfür elektroakustische Musik in Stockholm, erzählt die ungewöhnliche Geschichte eines Radios als Impulsgeber der Avantgarde. [mehr ...]
Moderation: Andreas Hagelüken (Radio TESLA)
14.00 bis 15.00 Uhr
Memory, Emotion and the Joy of Sound
Gesprächsrunde
Das Ohr ist ein magisches Ding: Es empfängt Botschaften und leitet sie ungefiltert in tiefere Schichten des Bewusstseins, zu Erinnerungen und Gefühlen. Kein Wunder, dass bildende Künstler mit Tönen arbeiten, um ihre Arbeit zu intensivieren. Michaela Melián erhielt für den Soundtrack ihrer Installation "Föhrenwald" den "Hörspielpreis der Kriegsblinden" (2006) und Susan Philipsz lässt durch Einspielen von Popsongs öffentliche Räume atmosphärisch vibrieren. Über die unerschöpfliche Ressource Klang sprechen die beiden Künstlerinnen mit der Wiener Kulturwissenschaftlerin und Stimmforscherin Brigitte Felderer.
Moderation: Ute Thon (Kunstmagazin "art").
15.00 bis 17.00 Uhr
Musikunterricht mit dem Walther-von-Goethe-Quartett
Vortrag und Kurzauftritte
Um einen "gescheiterten" Spross der Goethe-Familie zu würdigen, benannte Wolfgang Müller – Berliner Elfenkundler, Meisenspezialist und Künstler – seine kulturelle Formation nach einem Enkel des Geheimrats, der als Autor und Musiker als unbedeutend gilt. Das Motiv des Scheiterns war auch zentral für den Künstler Dieter Roth, dem Müller und sein Ensemble im Auftrag der Redaktion "Hörspiel und Medienkunst" des Bayerischen Rundfunks 2006 eine Hommage widmeten. Müller gibt heute live Einblick in Roths Arbeitsweise und erteilt zusammen mit dem Performer Namosh Musikunterricht.
17.00 bis 17.30 Uhr
Was macht die Kunst im Radio?
Abschlussdiskussion
Wolfgang Müller und seine Dramaturgin Barbara Schäfer (BR) im Gespräch mit Ute Thon.
Die Mitwirkenden:
Brigitte Felderer, Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin, lehrt an der Universität für angewandte Kunst Wien. Ausstellungen (u.a.): "Wunschmaschine Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert", Kunsthalle Wien 1996; "Rudi Gernreich. Fashion will go out of fashion", Steirischer Herbst 2000 / Institute of Contemporary Art Philadelphia 2001; "Phonorama. Eine Kulturgeschichte der Stimme als Medium", ZKM Karlsruhe 2004/05; "Thinking without brain, speaking without lips. Die Automaten und Maschinen des Wolfgang von Kempelen", Humboldt Universität Berlin 2005; "Rare Künste. Zauberkunst in Zauberbüchern", WienBibliothek 2006.
Foto: Astrid Piethan
Michaela Melián, Künstlerin und Musikerin, lebt in München. Zur Zeit Gastprofessorin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Für das Hörspiel "Föhrenwald", das den Soundtrack zur gleichnamigen Dia-Installation bildet, erhielt sie 2006 den Hörspielpreis der Kriegsblinden/Preis für Radiokunst. Musikerin der Band F.S.K.
Wolfgang Müller, geboren 1957, ist Autor, Musiker und Künstler. Er lebt in Berlin und gab 1982 das Manifest "Geniale Dilletanten" (Merve-Verlag) heraus. Ende der 80er richtete sich sein Interesse verstärkt auf Island, wo er seitdem häufig anzutreffen ist. Wolfgang Müller schrieb und produzierte inzwischen sieben Hörspiele für den Bayerischen Rundfunk und veröffentlichte zahlreiche Schallplatten und Bücher.
Susan Philipsz wurde 1965 Glasgow geboren. Sie lebt und arbeitet in Belfast und Berlin. Ihre Sounds, Songs und Installationen wurden international gezeigt, unter anderem in London, Chicago, Amsterdam, Berlin, Istanbul und Vancouver. 2004 nahm sie an der Belgrader Biennale teil und zeigte in Birmingham "Songs from Films Sung in the Cinema".
Ute Thon ist Textchefin der Zeitschrift ART. Vor Ihrem Wechsel zu Gruner + Jahr nach Hamburg lebte die Diplom-Kommunikationswirtin zehn Jahre in New York, zunächst als Reporterin für VOGUE, später als US-Korrespondentin für ART. Zu Ihren Spezialgebieten zählen „Kunstmarkt“ und „amerikanische Nachkriegskunst“. Ihre Reportagen, Interviews, Kolumnen und Essays aus den Bereichen Kultur und Gesellschaft erschienen auch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Frankfurter Rundschau, Basler Zeitung, Woche, Stern, Kunstforum, WDR, HR und RTL.